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Die Geschichte des Backgammon

Die nachfolgende Geschichte des Backgammon basiert auf der „Tabellarischen Geschichte des Backgammon“ von Hardy Huebener:

Die Geschichte des Backgammon ist noch nicht vollständig entschlüsselt und wird es vermutlich auch niemals werden. Dazu fehlen zu viele historische Dokumente über die alten Spiele, so dass man auf Vermutungen angewiesen ist, wie die Spielregeln damals aussahen. Dies aber ist ein wichtiger Bestandteil, wenn man die Entwicklung der Spiele nachzuvollziehen versucht. Die Evolution des Backgammon von den alten Spielen aus der Zeit vor Christus hin zum heutigen modernen Backgammon ist daher nur schwer nachzuvollziehen.
H.J. Murray meint, dass Backgamon zwei direkte Vorfahren hatte: Das römische „Tabulae“ (auch unter dem Namen „Alea“ bekannt) und das arabische „Nard“ oder „Nardschir“. Obwohl es auch einige Brettspiele in Asien gibt, die gewisse Ähnlichkeiten mit Backgammon haben, ist es aufgrund der Entfernungen eher wahrscheinlich, dass sich Backgammon aus den Spielen im arabischen Raum und dem Mittelmeerraum heraus entwickelt und verbreitet hat, unterstützt durch die Ausdehnung des Römischen Reiches und später durch die Kreuzzüge. Ich habe daher auf eine Erwähnung der Brettspiele aus dem asiatischen Raum in dieser Tabellarischen Geschichte bewusst verzichtet.

ca. 3500 v.Chr.

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Senetspiel aus dem alten Ägypten

Das Spiel Senet, ein entfernt mit dem Backgammon verwandtes Laufspiel, wird im alten Ägypten gespielt. Es wird allerdings vermutet, dass Backgammon nicht direkt von Senet abstammt, da keine Funde dieses Spiels aus der Zeit von 1500 v.Chr. to 200 n.Chr. datieren, so dass es keine direkte Verbindung zu geben scheint.

Die Spielregeln für Senet gibt es  hier und eine online spielbare Variante von Senet gibt es hier.

ca. 3000 v.Chr.

In Shahr-i Sokhta (übersetzt „Die verbrannte Stadt“), eine städtische Siedlung aus der Bronze-Zeit im Südosten des heutigen Iran, in der Provinz Sistan, wird ein Spiel gespielt, dass ein früher Vorfahr des heutigen Backgammon sein könnte. Funde in der „Verbrannten Stadt“ aus 2004 sollen das wohl älteste Backgammon-Board enthalten. Das Board ist rechteckig und aus Ebenholz gefertigt. Das Brett wurde zusammen mit 60 (!) Spielsteinen und Würfeln gefunden. Iranische Archäologen meinen, diese Funde seien mindestens 200 Jahre älter, als das Brettspiel, das in den Königlichen Gräbern von Ur gefunden wurden.

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Brettspiel aus Shahr-i Sokhta

ca. 2600 v.Chr.

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Königliche Spiel von Ur aus dem Britsh Museum, London

Zwei Brettspiele werden in den sumerischen Königlichen Gräbern von Ur durch Sir Leonard Woolley in den 1920ern gefunden. Diese Funde aus der Zeit zwischen 2600 und 2400 v.Chr. könnten frühe Vorfahren des Backgammon sein. Das Spiel wurde später Königliches Spiel von Ur genannt, da man nicht weiß, wie die Menschen dieser Zeit das Spiel nannten.
Später wurden auch Spiele gefunden, die auf der einen Seite Senet enthielten und auf der gegenüberliegenden Seite das Königliches Spiel von Ur. Somit ist sicher nachgewiesen, dass beide Spiele zur selben Zeit in der selben Region gespielt wurden.
Königliche Spiel von Ur aus dem Britsh Museum, LondonAuch hierfür gibt es hier eine online spielbare Version (inkl. Spielanleitung) des „Königlichen Spiel von Ur“.

ca. 1500 v.Chr.

Ein Brettspiel, das ein früher Vorfahr des Backgammon sein könnte, wird in Ägypten gespielt. Im Grab des ägyptischen Pharaos Tutanchamun, das durch den britischen Ägyptologen Howard Carter am 04. November 1922 (wieder-)entdeckt wurde, befinden sich Brettspiele als Grabbeigaben, die dem Backgammon sehr ähnlich sind und von ca. 1500 v.Chr. datieren. Spielbretter des selben Typs wurden auch auf Zypern gefunden, das zu der Zeit eine ägyptische Kolonie ist.

Wandmalereien in vielen ägyptischen Gräbern zeigen Menschen, die das Spiel spielen. Man geht daher davon aus, dass es nicht nur beim Adel beliebt war, sondern auch vom gemeinen Volk gespielt wurde.

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Totenmaske des Tutanchamun

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Königin Nefertari beim Senet-Spiel

ca. 8 n.Chr.

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Ein Scriptatisch im Museum von Ephesus

Erste Erwähnung des römischen Spiels Ludus Duodecim Scriptorum („12-Linien-Spiel“) in Ovid’s [Publius Ovidius Naso, genannt „Ovid“. Römischer Dichter, 43 v. Chr. – 17 n. Chr.] „Ars Amorous“.
Ludus Duodecim Scriptorum scheint sich aus dem ägyptischen Spiel Senet entwickelt zu haben. Es hat bereits viele Ähnlichkeiten mit Backgammon, u.a. eine Bar, je sechs Spielfelder auf beiden Seiten der Bar und je 15 Spielsteine für die beiden Spieler, aber im Unterschied zu Backgammon hat es drei Reihen und wird mit drei Würfeln gespielt.

ca. 54 n.Chr.

Ein Spiel mit dem Namen Tabulae wird im alten Rom gespielt. Dabei scheint es sich im eine Variante von Ludus Duodecim Scriptorum zu handeln, entstanden durch Weglassen der mittleren der drei Reihen, die Ludus Duodecim Scriptorum hatte. Tabulae ist dem heutigen Backgammon somit schon sehr viel näher.
Kaiser Claudius (* 10 v.Chr. † 54 n.Chr.)Es ist überliefert, dass der römische Kaiser Claudius dem Spiel Tabulae ein ganzes Buch widmete, jedoch hat leider keines der mehr als 40 Bücher, die Claudius geschrieben haben soll, die Zeit überdauert.
Kaiser Claudius (* 10 v.Chr. † 54 n.Chr.)Tabulae ist später auch unter dem Namen Alea („Würfel“) bekannt.

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Kaiser Claudius (* 10 v.Chr. † 54 n.Chr.)

ca. 124 n.Chr.

Ein Spielbrett von Ludus Duodecim Scriptorum aus dem Jahr 125 n.Chr. wurde später in Holt, Denbighshire (Wales) in einem Grab eines römischen Soldaten gefunden – erstes Anzeichen für die Verbreitung des Spiel in Europa.

300-500 n.Chr.

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Erste Erwähnung des Spiels Nardschir im babylonischen Talmud [Der Talmud wurde zwischen 300 und 500 n.Chr. geschrieben, jedoch im Laufe der folgenden 500 Jahre weitere Ergänzugen hinzugefügt]. Nardschir oder Nard wird damals auf einen Backgammon-Board gespielt, das zwei Reihen von je 12 Feldern besitzt. Beide Spieler besitzen je zwei Würfel und 15 Spielsteine, die bereits in der selben Startaufstellung wie beim heutigen Backgammon aufgestellt werden. Einzeln stehende Steine können geschlagen werden und müssen wieder von vorne anfangen.

476-481 n.Chr.

Ein Sinngedicht erwähnt ein Spiel Tabulae, gespielt durch den römische Kaiser Zeno (478 – 481 n.Chr.).

6. Jahrhundert

Der persiche Poet Ferdowsi rühmt in seinem um 1000 n.Chr. geschriebenen Werk „Shahnameh“ („Heldengedichte der Könige“) Burzoe, eine weisen iranischen Arzt und Politiker dafür, Nard im 6. Jahrhundert erfunden zu haben.

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Shahnamehr

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Das Spiel Nard

11. – 15. Jahrhundert

Die Kreuzzüge beschleunigen vermutlich die Verbreitung von Tabulae über ganz Europa.

ca. 1180

Erste Erwähnung des Spiels Tables in Deutschland, das dort Wurfzabel genannt wird: Der Graf Sibotos von Neuenberg vermacht in seinem Testament u.a. vier Schachbretter und vier Wurfzabel-Spielbretter.

ca. 1190

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Richard I (* 8. September 1157 † 6. April 1199 – König von England von 1189 bis 1199)

Richard I [08. September 1157 – 06. April 1199. König von England von 1189 bis 1199.], König von England, später als Richard Löwenherz in die Geschichte eingegangen, hat nicht unerhebliche Probleme mit der Spielleidenschaft seiner Truppen. Er erlässt die Weisung, dass niemand mit niedrigerem Rang als Ritter um Geld spielen darf.

1254

König Ludwig IX von Frankreich (* 25. April 1214 † 25. August 1270 – König von Frankreich von 1226 bis 1270), bekannt als Heiliger Ludwig, verbietet den Beamten seines Hofs das Spielen von Jeux de Tables und schließt in dieses Verbot weitere Glücksspiele mit ein.

1278

Tictrac-Brett und Spielsteine. Gefunden in einem Augustinerkloster in Freiburg. Das Brett ist datiert auf das Jahr 1278.

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1283

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„Seis, dos, y as“ aus „Libro de los juegos“

Alfonso X von Kastilien [23. Nov 1221 – 4. Apr 1284], ein spanischer Monarch, der als Königen von Galizien, Kastilien und León regierte, vollendet sein Buch „Libro de los juegos“ (Buch der Spiele) [Unter https://games.rengeekcentral.com/ gibt es Photos von allen Seiten des Buchs online], in welchem er auf 98 kolorierten und illustrierten Seiten Spiele wie Schach, Würfelspiele und zahlreiche Varianten der Spielefamilie Tables beschreibt. Todas Tablas, eine Variante der Tables-Familie, ist dem modernen Backgammon sehr ähnlich, hat eine identische Startaufstellung und folgt den selben Regeln für das Ziehen der Steine und das Ausspielen.„Seis, dos, y as“ aus "Libro de los juegos"
„Libro de los juegos“ ist nicht nur eins der wichtigsten Bücher für die Erforschung der Geschichte von Spielen, sondern auch die erste uns bekannte Kodifizierung der Spielregeln.

1526

Der englische Kardinal Wolsey ordnet an, dass alle Backgammon-Boards zu verbrennen sein. Es werden in Folge Boards beliebt, die als Bücher getarnt sind. In der Mitte klappbar, sehen die Bücher zusammengeklappt wie Bücher aus und können einfach im Bücherregal versteckt werden.

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1571

In England verbieten die „Elizabethan Canons“ von 1571 das Spielen von Tables. Dies sind die letzten überlieferten Versuche, in England das Spielen von Tables (H.J.R. Murray, A History of Board Games Other Than Chess, 1951)zu unterbinden.

16. Jahrhundert

Während die Beliebtheit von Tablulae im Laufe der letzen Jahrhunderte nachließ, verbreitet sich eine neue Variante namens Tric-Trac in Europa, mit Schwerpunkt Frankreich. Tric-Trac wird eine populäre Freizeitbeschäftigung an den Höfen der französischen Könige Ludwig XIV, Ludwig XV und Ludwig XVI. Tric-Trac wird daher von der breiten Bevölkerung als Symbol des verhassten Adels angesehen, so dass während der französischen Revolution leider die meisten Tric-Trac-Boards vernichtet werden.

1628

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Das Backgammonboard von dem 1628 gesunkenen schwedischen Schiff Vasa

Das schwedische 64 Kanonen tragende Linienschiff Vasa sinkt kurz nach seinem Stapellauf 1628. Das Schiff wurde 1961 geborgen und restauriert. Unter den Funden im Wrack befand sich auch ein Backgammon-Board, das einem der Schiffsoffiziere gehört haben muss. Backgammon hatte zu dieser Zeit also bereits Schweden erreicht.

1645

Gemäß dem Oxford Universal Dictionary die früheste bekannte Erwähnung des Worts Backgammon in den „Familiar Letters“ (Epistolae Ho-Elianae) von James Howell (britischer Schriftsteller, ca. 1594-1666):

„Though you have learnt to play at Baggammon,
you must not forget Irish *,
which is a more serious and solid game.“

* Irish ist ein Spiel aus der Familie der „Tables“-Familie, dem heutigen Backgammon sehr ähnlich. Es unterscheidet sich in den Regeln nur in folgenden Punkten:

  • Der Gewinner des Eröffnungs-Wurfs würfelt für den Zug erneut. Somit sind Paschs im Eröffnungszug möglich.
  • Allerdings werden Paschs nicht doppelt gezogen, sondern wie jeder andere „normale“ Wurf auch: Jeder Würfel nur einmal.
  • Es gibt keine Gammons oder Backgammons.
  • Man darf seinen Gegner nicht ausschließen (Closeout), wenn dieser einen Stein auf der Bar hat.
  • Man darf beim Ausspielen auch dann unpassend ausspielen, wenn man noch Steine auf höheren Punkten stehen hat. Also z.B. einen Stein vom 4-Punkt mit einer 5, obwohl noch zwei Steine auf dem 6-Punkt stehen.
  • Es gibt keinen Doppler.

H.J.R. Murray („A History of Board Games other than Chess“, 1951) schreibt, dass Backgammon im frühen 17. Jahrhundert in England erfunden wurde und aus dem Spiel Tables hervorgegangen ist. Backgammon unterscheidet sich von Tables dadurch, dass Paschs nun doppelt gespielt werden und das dreifache Spiel (die Wertung „Backgammon“) eingeführt wurde.

um 1660

Francis Willughby’s „Book of Games“, das um 1660 geschriebene handschriftliche Manuscripte enthält, erwähnt für das Spiel Ticktack, eine Variante vom Trictrac, die Aktion „Vie“. Dieses „Vie“ ist dem Doppeln im Backgammon sehr ähnlich und unterscheidet sich von diesem darin, dass das „Vie“ den Einsatz nicht verdoppelt, sondern immer um das einfache des Grundeinsatzes erhöht. Nach dem zweiten „Vie“ wird demnach um das dreifache des Einsatzes gespielt (anstelle des vierfachen beim Doppeln), nach dem dritten „Vie“ um das vierfach des Einsatzes (anstelle des achtfachen), usw.
Somit scheint es in der Backgammon-Variante Ticktack bereits die Möglichkeit gegeben zu haben, den Einsatz ähnlich wie beim Doppeln zu erhöhen – 300 Jahre vor der Erfindung des Doppeln im Backgammons. Diese Pfiffige Idee war demnach irgendwie verschollen, bevor das Doppeln in den 1920ern (wieder-)erfunden wurde.

1678

Vermutlich die erste Verwendung des Worts „Backgammon“ in der englischen Literatur durch Samuel Butler (eblisher Dichter, 1612 – 1680) in seinen stairisch-epischen Gedichten Hudibras über den Puritanismus.

Till finding your old foe, the hangman,
Was like to lurch you at back-gammon
And win your necks upon the set,
As well as ours, who did but bet,
(For he had drawn your ears before,
And nick’d them on the self-same score,)
We threw the box and dice away,
Before y‘ had lost us, at foul play;

18. Jahrhundert

Backgammon hat die vereinigten Staaten erreicht.

1743

Erste Kodifizierung der Backgammon-Spielregeln durch Edmond Hoyle in A Short Treatise on the Game of Back-Gammon (1743, 69 Seiten, Verlag F. Cogan – London).

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ca. 1770

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Währent der Regentschaft von Ludwig XVI von Frankreich werden spezielle Tric-Trac-Tische populär. Die Tische haben oft eine Abdeckung, so dass sie ganz normal als Tischchen verwendet werden können. Auf dessen Rückseite findet man häufig ein Schachbrett. Und wenn man die Abdeckung abnimmt, kann auf dem Tisch Tric-Trac gespielt werden.

1776

Es ist sicher überliefert, dass Thomas Jefferson in den Wochen, in denen er die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten erarbeitet, regelmäßig zur Entspannung Backgammon spielt. In seinen Notizen hält er seine Gewinne und Verluste während der Spiele fest.

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Thomas Jefferson (* 13. April 1743 † 4. Juli 1826 – Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika von 1801 bis 1809)

1842 – 1882

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Charles Darwin (* 12. Februar 1809 † 19. April 1882)

Vermutlich der berühmteste Backgammon-Spieler: Charles Darwin. Er spielte im Familienwohnsitz Down House in Kent täglich Backgammon. Mit seiner Frau, aber auch mit seinen Kindern.
Charles Darwin (* 12. Februar 1809 † 19. April 1882)
Sein Sohn schreibt (The Life and Letters of Charles Darwin, Icluding an Autobiographical Chapter. Edited by his Son, Francis Darwin. London, 1887): „After dinner he played backgammon with my mother, two games being played every night; for many years a score of the games which each won was kept, and in this score he took the greatest interest. He became extremely animated over these games, bitterly lamenting his bad luck and exploding with exaggerated mock-anger at my mother’s good fortune.“

1920er

Der Doppler-Würfel wird erfunden (oder wieder-entdeckt, siehe oben → 1660), vermutlich in einem der Spiel-Clubs in New York (Bill Robertie schreibt in seinem Buch 501 Essential Backgammon Problems: „It [the doubling cube] appeared in 1926 or 1927 in New York, probably in one of the chess and gambling clubs of the Lower East Side. (The most likely candidate location for the cube’s invention was the Stuyvesant Chess Club, at the corner of the Second Avenue and 14th Street …“ Leider verrät er seine Quelle nicht.). Leider ist nicht überliefert, welches Genie den Doppler erfunden hat.
Es gab Versuche, den Stand des Doppelns auch anders darzustellen, wie beispielsweise mit dem links gezeigten Doppel-Anzeiger, der sich jedoch nicht durchsetzen konnte.

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heute gebräuchlicher Doppler-Würfel

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Nicht mehr gebräuchlicher Doppel-Anzeiger

1931

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Laws of Backgammon

Die Notwendigkeit einheitlichter Backgammon-Regeln veranlasst den „New York Racquet and Tennis Club“ andere Clubs einzuladen, um einheitliche Backgammon-Regeln zu erarbeiten. Auf einer Versammlung am 21.02.1931, auf der mehrere Clubs vertreten sind, einigt man sich auf die „Laws of Backgammon“. Dem „New York Racquet and Tennis Club“ werden die Copyright-Rechte an dem erarbeiteten Regelwerk zugestanden. Die Regeln werden mit Wirkung vom 17.04.1931 in Kraft gesetzt und im Büchlein Laws of Backgammon (1931, 12 Seiten, Scribner-Verlag – New York) veröffentlicht. Diese damals formulierten Regeln sind auch heute noch die Basis für das Backgammon, wie es heute gespielt wird.

1964

Prinz Alexis Obolensky organisiert ein internationales Backgammon-Turnier auf den Bahamas, das vermutlich erste internationale Backgammon-Turnier. Das ist die Geburtsstunde moderner Backgammon-Turniere.
Der Vollzähligkeit halber: Es nahmen damals 32 Spieler teil. Gewinner wurde Charles Wacker aus den USA.

1967

Die ersten Backgammon-Weltmeisterschaften werden in Las Vegas, USA, ausgetragen. Tim Holland wird erster Backgammon-Weltmeister und gewinnt zudem nochmal in 1968 und 1971.

1970

John Crawford und Oswald Jacoby, zwei Pioniere des modernen Backgammon, veröffentlichen ihr Buch The Backgammon Book (1970, 224 Seiten, The Viking Press – New York). Auch heute noch ein Klassiker, den man gelesen haben sollte. Die Autoren waren die ersten, die versuchten, sich dem Backgammon analytisch zu nähern. Das Buch enthält zudem viele Themen, die heute in kaum einem Backgammon-Buch behandelt werden, wie die Geschichte des Backgammon, Etikette, wie man ein Turnier organisiert, usw…
Das Buch kann einem heute nicht mehr wirklich helfen, seine Spielstärke zu steigern, ist aber dennoch wert, gelesen zu werden. Auch in deutscher Übersetzung (Das Backgammon Buch, 1974, 257 Seiten, Keysersche Verlagsbuchhandlung bzw. Pawla) erhältlich, jedoch nur noch antiquarisch.

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The Backgammon Boo

1973

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Carol Crawford, Ehefrau des bekannten Backgammon-Pioniers John Crawford, wird als erste Frau Backgammon-Weltmeister.

Cardinal Industries, einer der führenden Spiele-Hersteller der USA, verkauft in diesem Jahr mehr Backgammon-Boards als in den vorhergehenden 20 Jahren zuvor zusammen – ein Indikator für den Backgammon-Boom dieser Zeit. Ein weiterer Indikator für den Beliebtheitsgrad des Spiels ist die Entwicklung der Anzahl veröffentlichter Backgammonbücher im Laufe der Zeit.

1976

Paul Magriel gibt sein Buch Backgammon (1976, 404 Seiten, Quadrangle/The NY Times Books Co. – New York) heraus, ein Meisterwerk der Backgammon-Literatur. Es wird auch heute noch zurecht oft als „Bibel des Backgammon“ bezeichnet.

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„Bibel des Backgammon“

ca. 1977

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Startaufstellung von Nackgammon

Nack Ballard erfindet die moderne Backgammon-Variante Nackgammon. Sie wird nach den selben Regeln gespielt wie Backgammon und unterscheidet sich ausschließlich durch die Startaufstellung (siehe Diagramm). Nackgammon führt insgesamt zu längeren Spielen und komplexeren Stellungen, so dass der Faktor Glück zugunsten des Faktors Geschicklichkeit zurücktritt.

1979

Einen Tag, nachdem er Backgammon-Weltmeister wurde, tritt Luigi Villa aus Italien (ITA) gegen ein Backgammon-Programm an: Das von Hans Berliner entwickelte BKG 9.8. Obwohl er besser spielt als die Software, verliert Villa 1:7. Das ist das erste mal, dass ein Weltmeister in einem offiziellen Match von Software geschlagen wird.

Berliner selbst kommentierte das Spiel später so: „Villa, who only a day earlier had reached the summit of his backgammon career in winning the world title, was disconsolate. I told him that I was sorry it had happened and that we both knew he was really the better player. Several weeks later I analyzed the games in some detail […]. There was no doubt that BKG 9.8 played well, but down the line Villa played better. He made the technically correct plays almost all the time, whereas the program did not make the best play in eight out of 73 nonforced situations. Only one of the mistakes, however, gave the program any trouble. An expert would not have made most of the errors the program made, but they could be exploited only a small percent of the time.“ [Quelle: Magazin „Scientific American“, Ausgabe Juni 1980, S. 54ff].

Das Match kann hier als TXT-File heruntergeladen werden:

19. Februar 1982

Im Verfahren US-Staat Oregon gegen Tedd Barr in der Frage, ob das Ausrichten eines Backgammon-Turniers die Organisation unerlaubten Glücksspiels sei, gewinnt Ted Barr. Der Richterspruch lautet u.a. „Backgammon ist kein Glücksspiel, sondern ein Spiel, das Können erfordert.“ (Original:„Backgammon is not a game of chance but a game of skill.“ ) In dem viertägigen Verfahren trat u.a. Paul Magriel als Zeuge auf, der in einer zweistündigen Befragung die Wichtigkeit des Geschicklichkeitsfaktors nachdrücklich betonte und den Richter damit wohl überzeugte.

1984

Bill Robertie veröffentlicht sein Buch Advanced Backgammon (1984, 298 Seiten, William Robertie, Arlinton, MA) das zu seiner Zeit einen Meilenstein in der Backgammon-Literatur darstellt. Eine überarbeitete und erweiterte Ausgabe erschien 1991 in zwei Bänden.

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Advanced Backgammon

1989

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Backgammon Magazin

Der deutsche Top Backgammon-Spieler Harald Johanni beginnt, „Das Backgammon Magazin“ herauszugeben, zunächst nur auf Deutsch, später zweisprachig Deutsch-Englisch. Eine hervorragende Backgammon-Quelle.

1991

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Neuronales Netz

Dr. Gerald Tesauro entwickelt die erste Backgammon-Software, die auf der Technologie der Neuronalen Netze basiert: TD-Gammon. Im selben Jahr noch tritt der doppelte Backgammon-Weltmeister Bill Robertie gegen TD-Gammon an und spielt eine Serie von 31 Spielen. Robertie gewinnt zwar, ist aber beeindruckt von dessen Spielstärke.

Bill Robertie und Kent Goulding beginnen, das hervorragende Backgammon Magazin „Inside Backgammon“ herauszugeben. Es erscheint zunächst sechsmal jährlich, später viermal jährlich.

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Inside Backgammon

19. Juli 1992

FIBS, der First Internet Backgammon Server, erblickt das Licht der Welt. Die Server-Software wurde von Andreas Schneider entwickelt. FIBS basiert auf dem Interface Protokoll TELNET und hat keine eigene graphische Bedienoberfläche. FIBS ist auch heute noch online und ein hervorragender Platz, um Backgammon zu spielen und Menschen aus aller Welt zu begegnen.

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1994

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Mit JellyFish ist das erste Backgammon-Programm erhältlich, das auf der Technologie der Neuronalen Netze basiert. Zu dieser Zeit ist JellyFish™ erheblich spielstärker als jedes andere Programm. Die Verfügbarkeit derart spielstarker Software hat bedeutenden Einfluss auf unser Verständnis vom Spiel.

Die ersten graphischen Bedienoberflächen für FIBS sind entwickelt, so dass Spielen auf FIBS merklich komfortabler wird: FIBS/W und MacFIBS. Seitdem entstanden diverse, komfortable Bedienoberflächen für FIBS.

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1998

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Snowie™, entwickelt vom Schweizer Olivier Egger, übernimmt von JellyFish™ den Platz als stärkste Backgammon Software. Heute ist Snowie™ in der Version 4 erhältlich und ist immer noch, zusammen mit GNU Backgammon, die führende Backgammon Software.

Ende 1998

Nach acht Jahren und 44 Ausgaben stellen Bill Robertie und Kent Goulding die Herausgabe von „Inside Backgammon“ ein Sad Smiley

Kit Woolsey startet sein Internet Backgammon Magazine GammOnLine (GoL). Es startete mit monatlichen Ausgaben, die Artikel, Rätsel, Positionsanalysen, sowie ein Online-Match zwischen Kit Woolsey und seinen Lesern enthielt. Seit Ende 2003 jedoch wurden diese monatlichen Ausgaben aus Zeitmangel eingestellt.

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Ende 1999

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GNU Backgammon ist in einer ersten Beta-Version verfügbar. 1998 hatte Gary Wong ein Neuronales Netzwerk entwickelt, dass auf den Arbeiten von Hans Berliner, Gerald Tesauro und Eric Groileau aufbaute. 1999 kommt Gary Wong in Kontakt mit dem GNU-Projekt, ist begeistert von der Idee von kostenloser, freier Software und entschließt sich, sein Netzwerk unter die GNU-Lizenz zu stellen: Die Geburtsstunde von GNU Backgammon! Seitdem ist GNU Backgammon das Produkt vieler, enthusiastischer Entwickler, die ständig an der Verbesserung von GNU Backgammon arbeiten.

Bis zum Jahr 1999 mit freundlicher Genehmigung von Hardy Huebener

2009

Mit eXtreme Gammon erblickt ein Shooting Star unter den Backgammon-Programmen das Licht der Welt. Dank einer starken Spielstärke, vereint mit einer schnellen Analyse macht dieses Programm für den Backgammonfreund nahezu unverzichtbar. Die Spielanalyse mit der zusätzlichen Berechnung des Personal Ratings (PR) ist revolutionär und bis heute das Maß aller Dinge.

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2012

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Die eXtreme Gammon – Version für das Mobile erscheint, zunächst für das iPhone und zwei Jahre später auch für Android.

September 2014

Der Europäische Backgammon Verband wird gegründet.

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23.05.2015

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Der Deutsche Backgammon-Verband wird in Sulzbach im Rahmen der Deutschen Meisterschaft gegründet.

Januar 2018

Aus dem Europäischen Backgammon Verband heraus wird die World Backgammon Federation entwickelt und richtet zum ersten Mal eine Mannschaftsweltmeisterschaft aus. Erster Mannschaftsweltmeister wird Deutschland.

März 2018 – eine andere Sichtweise zur Frühgeschichte

Ein interessanter Aspekt und eine andere Sichtweise zur frühen Geschichte des Backgammon ist auch in dem Beitrag Backgammon – ein Abakusspiel? zu finden.